Kalenderwoche 52/2022
Die Champagnerfürstin
Von Annette Fabiani
Diese Geschichte beschreibt vortrefflich das Leben und Wirken zweier starker Frauen zu einer Zeit als ihnen eigentlich nur die hübsche Seite neben ihren Männern zugedacht war.
1858 wartet eine große Aufgabe auf Jeanne Pommery: ihr Mann Alexandre verstirbt und so ist es an ihr, dessen Champagnerkellerei in Reims zu übernehmen. Nicht leicht in Zeiten, in denen weibliche Geschäftsleute eher unüblich und mehr oder weniger verachtet werden. Doch da trifft sie auf Barbe-Nicole Cliquot, eine Frau, die das gleiche Schicksal ereilt und den Weinhandel ihres verstorbenen Mannes zu einem Imperium gemacht hatte, (sie hat den klaren Champagner erfunden). Jeanne Pommery nimmt die Hilfe, die sie ihr anbietet, gerne an und erfährt in unzähligen Treffen sehr viel über das Leben dieser imposanten Frau, aber natürlich noch mehr darüber, wie sie es geschafft hatte, so hoch hinauszukommen – allen Steinen im Weg zum Trotz. Man erfährt so viel über die Geschichte von 1858, die schweren Zeiten der ewigen Kriegstreibereien und auch wie ihnen das Wetter übelst mitspielte, entweder zu trocken oder zu nass, die 100 verschiedenen Feinde des Rebstocks, das Leid und Elend der Bevölkerung…. Doch das hielt weder Madame Clicquot noch Madame Pommery von ihren Träumen und Zielen ab immer weiterzumachen.
Durch die zahlreichen Gespräche zwischen den beiden Frauen steht, anders als der Klappentext es vermuten lässt, nicht unbedingt Jeanne Pommery im Vordergrund, sondern Madame Cliquot. Die historischen Begebenheiten sind klar und detailliert herausgearbeitet und echt interessant zu lesen, wenngleich ein paar fiktive Ereignisse Platz gefunden haben. Der Schreibstil liest sich innerhalb einer Zeit zwar flüssig, bekommt aber durch die dauernden Zeitwechsel einen etwas holprigen Leseeindruck. Alles in allem hat mir das Buch aufgrund des vielen Wissen, das vermittelt wird, gut gefallen.
Bettina Bartl
am 26. Dezember 2022