Kalenderwoche 16/2024
Kanak Kids : halb angepasst und voll dazwischen
Von Anna Dimitrova
Die 16-jährige Ich-Erzählerin führt zwei Leben. Eines findet in einem Kietz in Neuperlach München statt. Dort lebt sie mit ihren Eltern. Und dort sei der «Migrationsanteil etwa so hoch wie der Arbeitslosenanteil, aber nicht ganz so hoch wie die Plattenbauten». In diesem Leben trägt Dessi Jogginghosen und einen Schlabberpulli und spricht den «Kanack-Slang». Sie ist Mitgliede einer Clique und geht, wie die meisten, nicht zur Schule. In einer Fotokabiene am U-Bahnhof verwandet sie sich aber täglich in Daisy, blond (dank einer Perücke) blauäugig (Kontaktlinsen), Jeans und deutscher «Standartsprache». So fühlt sie sich nicht fehl am Platz, denn so geht sie in ein angesagtes Gymnasium in der Münchner Innenstadt. Dessi hat einen Instagramm-Account und auch Daisy hat einen. Und es gilt, 2 Freundeskreise voneinander fernzuhalten! Das heisst: jede Menge Notlügen. Denn sie möchte auf keinen Fall ihre Familie und Freunde enttäuschen! Das kann aber auf Dauer nicht gutgehen und als Bo, ihr Mitschüler und seit kurzem auch ihr neuer Nachbar, sie eines Tages bei ihrer Verwandlung erwischt, drohen ihre Parallelwelten aufzufliegen. Dabei wollte sie sich doch nur anpassen, nicht auffallen und sich in beiden Welten vorurteilslos bewegen.
Beim Lesen musste ich oft lachen. Ich finde das Thema Migration sehr gut umgesetzt, lediglich mit der Jugendsprache (Alman-Jokes) hatte ich ab und zu Probleme, aber ich gehöre ja auch nicht zur eigentlichen Zielgruppe als Leser. Trotzdem kann ich das Buch uneingeschränkt ab der Oberstufe empfehlen.
Bettina Bartl
am 15. April 2024