Tipps der Woche

Kalenderwoche 22/2024

Nostalgia Siciliana

Von Patrizia De Stefano

Autorin Patrizia di Stefano hat mit „Nostalgia Siciliana“ ihre Familiengeschichte als Roman veröffentlicht. Darin erhält Tita, Grafikerin in Berlin, einen Anruf aus Sizilien, dass ihr Onkel verstorben ist. 26 Jahre lang verdrängte sie alles, was mit der Heimat ihres Vaters Gianni zu tun hat, denn dieser verstarb jung; der Schmerz von Tita, ihrer Mutter und ihrem Bruder war gross. Nun ist da das Erbe, das Landgut Magní und vor Ort kommen all die Erinnerungen wieder hoch, die Tita ganz tief in sich drin vergraben hatte.
Abwechselnd wird die Geschichte aus Titas und Giannis Perspektive erzählt. Gianni hätte eigentlich ins Kloster gehen sollen, doch in einer Nacht-und-Nebelaktion machte er sich auf nach Deutschland, als einer der ersten Gastarbeiter aus Italien. Das Aufeinandertreffen der Kulturen; kalte, nasse, graue Winter in Berlin; Heimweh; Einsamkeit in der Ferne – hier wird nichts beschönigt oder verkitscht dargestellt. Doch Gianni findet seinen Weg, bringt nicht nur in Restaurants den Deutschen die italienische Küche nahe, er beweist auch ein glückliches Händchen als Geschäftsmann, indem er die Tiefkühlpizza nach Deutschland bringt. Durch seine Frau und die beiden Kinder wird das Familienglück perfekt. Doch dann wird er krank.
Tita setzt sich an den Orten ihrer Kindheit mit der Vergangenheit auseinander und versucht gleichzeitig, in die Zukunft zu blicken. Herkunft, Familie spielen sowohl in Titas als auch Giannis Erzählsträngen jeweils eine wichtige Rolle. Neben Vater und Tochter gibt es noch eine weitere „Hauptfigur“ und das ist Sizilien. Auch wenn der Titel es vielleicht anders vermuten lässt, wird die magische Schönheit der Insel beschrieben, doch das Land und das Leben dort wird nicht nostalgisch verklärt. Ich empfehle den Roman allen, die Italien lieben und sich für die Geschichte der ersten Gastarbeiter in Deutschland in den 1960er interessieren.

Daniela Lavelanet

am 27. Mai 2024

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