Kalenderwoche 1/2023
Schule der Winde
Von Hansjörg Schertenleib
In diesem Roman schildert Hansjörg Schertenleib seine Zeit in Irland.
Zum ersten Mal war er 1991 in Irland gewesen, als ein befreundeter Fotograf ihn bat, für einen Journalisten einzuspringen. Beim Verlassen des Flugzeugs damals stieg ihm ein Geruch in die Nase, der ihn an die glückliche Zeit bei seiner Lieblingstante und dem Lieblingsonkel in Oberösterreich erinnerte. Die beheizten nämlich ihre Öfen mit Torf. Und jetzt auf dem Flughafen roch es wieder wie im Paradies seiner verlorenen Jugend: „…wie an dem Ort, wo ich leben möchte.“
Er erwirbt ein altes Schulhaus, das 1972 geschlossen wurde und seither in Privatbesitz ist. 1996 zieht er dort ein. Die Kälte, der Wind und der Regen werden seine steten Begleiter sein. Letztere beide beschreibt er in seinem Buch wortreich und ausführlich. Aber nicht nur dem Wetter, auch der Beschreibung der Iren widmet sich Schertenleib, sei es, indem er kurze Dialoge aus verschiedenen Pubs und Bars wiedergibt, oder indem er die Lebensläufe verschiedener Grundschüler und Grundschülerinnen der Four Masters National School beschreibt. Zwischen den Dialogen und den Lebensläufen beschreibt Schertenleib sein Leben in Irland in der Gegenwart, seine Kontakte zu Nachbarn, seine Beobachtungen der Natur.
Dazwischen gestreut finden sich kleine Denkanstösse wie:
- Irgendwann ersetzen unsere Erzählungen über das, was wir erlebt haben, unsere Erinnerung daran.
- Nicht die Vergangenheit ist das Bedrohliche, es ist das Vergessen.
- Wird ihm das Leben in der Fremde helfen, irgendwann zu wissen, was er sieht, statt zu sehen, was er weiss?
Mein Fazit:
Das Buch habe ich mit Freude und Interesse gelesen, und ich kann die Lektüre wärmstens empfehlen.
Dieses Buch wurde von Ursina Schiesser vorgestellt.
admin
am 30. Dezember 2023